2022 Te Deum Bizet Cäcilienmesse Gounod
Die Cäcilienmesse von Charles Gounod
Messe solennelle en l’honneur de Sainte-Cécile
Die «Cäcilienmesse» ist wohl das bekannteste kirchenmusikalische Werk von Charles Gounod. Sie ragt aus seinen übrigen Messen durch ihre ausgesprochen grosse Orchesterbegleitung hervor.
Anlässlich der Uraufführung der «Messe solennelle en l’honneur de Sainte-Cécile», schrieb der damals anwesende Komponist Camille Saint-Saëns: «Die Uraufführung zum Jahrestag der Heiligen Cäcilia versetzte die Zuhörer in helles erstaunen. Diese Einfachheit, diese Grösse, dieses reine Licht, das sich über die Musikwelt wie eine Dämmerung ausbreitete, rief eine Art Benommenheit hervor. Glänzende Strahlen gingen von dieser Messe aus. Zunächst war man geblendet, dann berauscht und schliesslich überwältigt. Man fühlte, dass hier ein Genie tätig gewesen war.»
Die «Messe solennelle en l’honneur de Sainte-Cécile», zu Deutsch auch «Cäcilienmesse» genannt, schrieb Charles Gounod mit 37 Jahren. Wie der Name bereits anspricht, ist sie der Heiligen Cäcilia gewidmet, der Schutzpatronin der Kirchenmusik. Durch ihre üppige Instrumentierung erinnert die Cäcilienmesse eher an eine Grand opéra als an eine Messe.
Gounod komponierte die Messe solennelle en l’honneur de Sainte-Cécile für die Pariser Kirche Saint-Eustache, in der das Werk am 22. November 1855 uraufgeführt wurde – dem Jahrestag der Hl. Cäcilia, der Patronin der Kirchenmusik. Die Cäcilienmesse gehört zu den brillantesten Chorwerken des 19. Jahrhunderts. Ein erhabenes und doch leicht zugängliches Meisterwerk voller Kraft und Herrlichkeit!
Te Deum von Georges Bizet
In Frankreich gab es eine lange Tradition großangelegter Te-Deum-Vertonungen, wie etwa diejenige von François-Joseph Gossec, die drei Te-Deum-Fassungen von Jean-François Lesueur, dem Lehrer von Berlioz, schließlich die gewaltige Version von Hector Berlioz selbst, deren Uraufführung Bizet wohl beigewohnt hat (siehe auch Te Deum (Berlioz)). Möglicherweise kannte Bizet auch das aus dem Jahre 1800 stammende Te Deum von Joseph Haydn. Deutlich spürbar ist der Einfluss der italienischen Kirchenmusik jener Zeit, die Elemente der Opernmusik verwendete.
Bizet wollte mit diesem Werk den mutmaßlich begehrten Prix Rodrigues, ein Preisausschreiben für Stipendiaten des Prix de Rome, für die beste geistliche Komposition erringen. Allerdings war jener Prix Rodrigues nicht so begehrt wie allgemein angenommen. Bizet zweifelte sogar daran, ob es dieses Ausschreiben wirklich gab, und nur ein weiterer Mitstreiter hatte sich beworben, der Komponist Adrien Barthe, welcher 1854 das Rom-Stipendiat gewann (Bizet selbst gewann es 1857). Der erwartete Erfolg war Bizet jedoch nicht beschieden, wohl, weil er sich bei der Verwendung und Behandlung des Textes zu große Freiheiten erlaubte und die vorgeschriebene liturgische Form zu wenig beachtete. Dass ihm Barthe vorgezogen wurde, war für ihn vor allem deshalb ärgerlich, weil er das beträchtliche Preisgeld bereits für eine Reise nach Neapel verplant hatte.
Nach dem Misserfolg geriet das Werk in Vergessenheit, wurde aber in der Bibliothèque nationale de France in Paris aufbewahrt. In der Folge komponierte Bizet nur noch sehr wenige geistliche Lieder und verzichtete gänzlich auf groß angelegte geistliche Kompositionen. Einige Takte aus dem ersten Teil sind in der „Hymne an Brahma“ aus seiner Oper Les pêcheurs de perles verarbeitet worden, und eine Wiederverwendung einiger Stellen war im Entwurf für das Oratorium Geneviève de Paris geplant; ansonsten wurde das Te Deum nie aufgeführt oder veröffentlicht. Mathieu Lange, der Dirigent und Direktor der Sing-Akademie zu Berlin entdeckte das Werk in der Bibliothèke Nationale de France und brachte es am 16. Mai 1971 mit großem Erfolg zur Uraufführungin der Berliner Philharmonie, ausgeführt durch das Radio-Symphonie-Orchester Berlin unter der Leitung von Dirigent Matthieu Lange. Im Dezember 2004 gab der französische Verlag Éditions À Cœur Joie eine weitere Edition als Dirigierpartitur (komplette Orchesterpartitur), Klavierauszug und Chorauszug heraus.